Weltweit sind am Tag nach der Einsetzungsfeier des neuen US-Präsidenten Frauen und Männer bei „Women’s Marches“ auf die Straße gegangen – 2,5 Millionen Menschen insgesamt!

Von Cornelia Roth

„Es fing heute morgen in Sydney an und verbreitete sich im Laufe des Tages über die ganze Welt. An unzähligen Orten, selbst in Alaska, wurde protestiert… In Washington war der Demonstrationszug 1,5 Kilometer lang, eine halbe Million Menschen sollen dort auf der Straße gewesen sein, mehr als bei der Inauguration am Tag zuvor. Das macht Mut“,

schreibt Anett Gröschner auf piqd. Viele trugen pinkfarbene „Pussy“-Mützen, in Anspielung an Donald Trumps sexistische Prahlereien, er könne „jeder Frau an die Pussy grapschen“. „Pussy graps back“ war auf Schildern zu lesen. Auch in Deutschland gab es Women’s Marches, in Frankfurt demonstrierten über 2000 Menschen, in München marschierten 600, die von den US-Democrats im Ausland aufgerufen worden waren.

15 bis 20 Frauen waren es, die sich nach der US-Wahl zusammenfanden, um in nur wenigen Monaten die große Demonstration in Washington auf die Beine zu stellen, die in die ganze Welt ausstrahlte. Diese Frauen kamen aus den verschiedensten Bewegungen und Bereichen, viele kannten sich vorher nicht. Es war ihnen Herzensangelegenheit, sie arbeiteten Tag und Nacht, sie hatten aber auch ganz verschiedene Interessen – kein Wunder, dass es auch zu Meinungsverschiedenheiten kam. Am bekanntesten wurde die Verärgerung afro-amerikanischer Frauen, die – vermutlich nicht ganz zu unrecht – darauf hinwiesen, dass weiße Frauen sich erneut als den Normalfall und afro-amerikanische Frauen als Sonderfall betrachteten. 

Einen sehr guten Einblick gibt dieser Artikel aus dem New Yorker und das gemeinsame Statement der Organisatorinnen des Women’s March on Washington.

Wie auch immer, und wieweit auch immer Einigung zustande kam: Die Demonstration in Washington mit ihrem Schneeballeffekt hat gezeigt, was diese Frauen in ihrer Zusammenarbeit auf die Beine bringen konnten. Wenn Frauen nicht immer die gleichen Interessen haben (was man an der Trump-Wahl sieht), dann macht es Sinn, nicht auf jederzeitige Solidarität zu pochen, sondern lieber gegenseitig von der Unterschiedlichkeit zu profitieren und Teilzeit-Bündnisse zu schließen. Der Women’s March zeigt, wie kraftvoll das werden kann.

Backlash!

Am 19.01.2017 veranstalteten die Frauenstudien München einen Abend zu den US-Wahlen mit Heike Paul, Professorin für Amerikanistik, moderiert von Barbara Streidl – hier können Sie die Ergebnisse der feministischen Analyse nachlesen.