Müssen wir unterscheiden zwischen westdeutschem und ostdeutschem Feminismus?
Wie geht es den vier Mio. Menschen, die nach 1990 vom Osten in den Westen gezogen sind? Und wie geht es den vielen Westdeutschen im Osten? Jana Hensel, 1976 in Borna nahe Leipzig geboren, gilt seit ihrem Buch „Zonenkinder“ als wichtige ostdeutsche Stimme – und auch als die ostdeutsche Feministin der jüngeren Generation. Sie hat in vielen Büchern und journalistischen Texten über Ostdeutschland geschrieben, Geschichten, die sonst niemand erzählen wollte, wie sie sagt.
„Merkels Aufstieg war eher ein Traum aus Hollywood. Die Entstehung des neuen Feminismus hatte auch mit Alice Schwarzer und Angela Merkel zu tun; so muss man es sagen. Als Merkels Zeit vor mehr als zehn Jahren begann, fing die von Schwarzer eher an abzulaufen.“
Jana Hensel
Im Oktober haben wir 30 Jahre Deutsche Einheit gefeiert – eine Einheit, in der Ossis strukturell ein geringeres Einkommen haben als Wessis, Männer wie Frauen. Eine Einheit, in der der Gender Pay Gap ein westdeutsches Phänomen ist – ostdeutsche Männer und Frauen verdienen gleich wenig im Vergleich zu Westdeutschen (und zwar egal, ob sie in Ost- oder in Westdeutschland leben). Ostdeutsche Frauen verdienen in der Regel mehr als Männer, weil sie oft im öffentlichen Dienst arbeiten. Daneben sind von den politischen Ideen und Möglichkeiten, die in der DDR Frauen strukturell gleichberechtigt haben, fast keine in die neue deutsche Einheit eingeflossen.
Links und Hintergründe zu dieser Episode:
- Buchtipp Jana Hensel, Wie alles anders bleibt. Geschichten aus Ostdeutschland. Aufbau Verlag 2019
- Buchtipp Neuerscheinung: Jana Hensel und Naika Foroutan, Die Gesellschaft der Anderen. Aufbau Verlag 2020
- „Neue deutsche Mädchen“ von Jana Hensel und Elisabeth Raether und „Wir Alphamädchen“ von Barbara Streidl, Susanne Klingner und Meredith Haaf in einer Besprechung von Johanna Adorján, FAZ 2008
- Migration zwischen Ost und West: Studie von ZEIT und DIW 2020
- Artikel von Jana Hensel, Angela, Alice und ihre Töchter, erschienen in der ZEIT vom 26.2.2018 (s. Zitat oben; Paywall!)
- Buchtipp Erica Fischer und Petra Lux, Ohne uns ist kein Staat zu machen, DDR-Frauen nach der Wende. KiWi 1990
- Robert-Koch-Institut COVID-19: Fallzahlen in Deutschland und weltweit, täglich aktualisiert
- Leseclub zu „Kassandra“ von Christa Wolf
- S. Fischer Verlag trennt sich von Monika Maron
- Anke Domscheit-Berg, Familienpolitik in Ost- und Westdeutschland. Heinrich-Böll-Stiftung 2016
Metadaten:
- Produktion: Laura Freisberg und Barbara Streidl
- Illustration (Linolschnitt): Laura Freisberg
- Musik: Lenz Schuster
Spenden:
Geht natürlich – alle Möglichkeiten findet ihr unter “Spenden” hier auf der Frauenstudien-Seite. Vielen Dank!