„Feministische Klassiker wiederentdecken“ war das Motto unseres Leseclubs 2014. An zwei Abenden widmeten wir uns Erica Jongs Buch „Angst vor dem Fliegen“ aus dem Jahr 1973. Dieses Buch, in dem unverhohlen die sexuellen Gelüste einer Frau dargestellt wurden, war auf beiden Seiten des Atlantiks ein Bestseller. Endlich wagte eine Frau, ihr eigenes Begehren zu spüren und offen auszudrücken! Annemie Blessing, eine der Gründerinnen des Frauentherapiezentrums München, berichtete am ersten Leseclub-Abend, dem 10. April 2014, darüber, wie Frauen sich damals zusammentaten, um über die Entfremdung von ihrem eigenen Kõrper und seine Wiederentdeckung zu sprechen und zu forschen. Ursula Köhler, die damalige Lektorin des Buches erzählte, welche Furore das Buch trotz seiner schlechten literarischen Qualität auslöste.
Am zweiten Leseclub-Abend, dem 22. Mai 2014, hatten alle Teilnehmerinnen das Buch gelesen und das Gespräch kreiste schnell um Fragen wie diese: Wie sehr empfinden junge Frauen auch heute eine Fremdheit gegenüber dem eigenen Körper – ein Gefühl, nicht „richtig“ zu sein? Änderten die damaligen „Selbsterforschungsgruppen“ für die beteiligten Frauen etwas und auf welche Weise? Können jüngeren Frauen heute ihre Mütter in irgend einer Weise Vorbild sein? Wie kann eine gute Beziehung zur eigenen Mutter entstehen? Wie kann weibliche Freiheit in der Beziehung mit Männern gelebt werden, ohne in Unterordnung oder Symbiose zu enden, aber auch nicht im schon absehbaren Bruch?
Das Gespräch war für alle beteiligten Frauen, teils jung, teils alt, spannend – mal gab es Antworten, mal Ratlosigkeit. Auch wer bei den beiden Leseclub-Abenden nicht dabei war, kann mitmachen: Wir haben noch eine Handvoll Bücher zu vergeben, eine kurze E-Mail an info@frauenstudien-muenchen.de reicht.
Dem Wunsch nach einer Fortsetzung der Leseclubreihe sind wir nachgegangen: Am 10. Juli findet ein weiterer Leseclub statt, diesmal geht es um das Buch „Häutungen“ von Verena Stefan.
Mich hat die Sprache des Buches so abgestoßen (trotz Jahrgang 1956 hatte ich es erst vor ein paar Jahren angefangen zu lesen), dass ich es angewidert zur Seite gelegt habe. Es entspricht einfach nicht mehr meiner/unserer heutigen Realität. Mag ja sein, dass es damals etwas Aktuelles angesprochen hat. Aber das ist Schnee von gestern. Warum soll ich mir so einen Mist heute noch antun?
Das ist genau die Frage, ob das Schnee von gestern ist und ich finde diese Frage spannend: Folgen Frauen heute mehr ihrem eigenen Begehren als vor 40 Jahren? In der Sexualitãt? In Dingen, die sie verwirklichen wollen? Und wenn das so ist, wie gehen sie dabei mit ihren Beziehungen um, in der Partnerschaft, in anderen Beziehungen?
Einen herzlichen Gruß von
Cornelia
Also in meinem Lesben“Schnee von gestern“ (seit 1939) kam dieses Buch üüüberhaupt nicht vor! Waren unsere Fragen vielleicht ganz andere??
Liebe Fidi,
genau das ist doch interessant: Was waren eure/deine Fragen damals? Spannend!
Viele Grüße, Susanne