Ein Nachbericht von Barbara Streidl
„Frauen in Bewegung“ – so hieß eine Veranstaltungsreihe der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, die vom 16. bis zum 21. Oktober 2019 in München stattfand. „Frauen in Bewegung“ feierte 100 Jahre Frauenwahlrecht und 120 Jahre erster Bayerischer Frauentag – und Frauenstudien München e.V. hat die Auftaktveranstaltung im Alten Rathaus in München unterstützt.
Als erster Programmpunkt waren nach mehreren Grußworten unter dem Stichwort „Bavarias Töchter“ historische Texte zu hören, die die Spurensuche nach der Frauenbewegung in München dokumentierten. Katja Schild, die viele als Sprecherin auf Bayern 2 kennen, las Quellentexte vor, die Literaturwissenschaftlerin Dr. Ingvild Richardsen zeitlich einordnete: Es ging viel um das u.a. von Anita Augspurg gegründete „Atelier Elvira“, ein Treffpunkt der Münchner Frauenbewegung, das 1937 unter Anordnung von Adolf Hitler geschlossen wurde: Weder die aufwändig künstlerisch gestaltete Fassade passte ihm, noch der politische Einsatz von Frauen, wie zum Beispiel durch die heute leider fast vergessenen Dichterinnen Carry Brachvogel oder Emma Haushofer-Merk. Zeitgleich mit der Themenwoche erschien Richardsens Buch „Frei und gleich und würdig – Die Frauenbewegung und der Erste Bayerische Frauentag 1899“, das die Münchner Frauenbewegung zum zentralen Thema hat.
Ute Klammer, Professorin für Soziologie an der Universität Duisburg-Essen, brachte das Publikum im Anschluss ins Hier und Jetzt: Als Mitglied der Kommission, die für den ersten und zweiten Gleichstellungsbericht verantwortlich war, gab sie Einblicke in Gender Pay Gap, Gender Pension Gap als auch in die Verteilung von unbezahlter Arbeit unter den Geschlechtern.
Ute Klammer nahm neben Dr. Hildegard Kronawitter (Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung e.V., u.a. von 1994 bis 2003 Vorsitzende des Vereins für Fraueninteressen), Hamado Dipama (Referent für Antidiskriminierungs- und Antirassismusarbeit bei Agaby / Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns) und Barbara Streidl auch an der von Zara Pfeiffer (Gleichstellungsstelle für Frauen der LHM) moderierten Runde zur Gleichstellung von Frauen und Männern teil. Was haben wir erreicht, was bleibt zu tun – darüber wurde diskutiert. Für einen bitteren Lacher sorgte die Erinnerung von Barbara Streidl an ihr Abiturgeschenk: Statt auch 1.000,- DM wie ihr Bruder zu bekommen, überreichte ihre Großmutter ihr eine Geflügelschere. Konsens der Podiumsrunde war, dass wir in jedem Fall miteinander im Gespräch bleiben, um die notwendige Gleichstellung aller Geschlechter niemals aus den Augen zu verlieren.
Musikalisch wurde die Veranstaltung durch Michaela und die Quetschenweiber untermalt, die bayerisch-improvisierte Musik zauberten und das Publikum zuletzt in einem Kanon zum Mitsingen und auf die Beine brachten.